Wenn ich an den Comer See denke, dann geht mir stets das Herz auf! Manchmal frage ich mich, warum eigentlich genau?
Zunächt einmal ist da die enorme Blütenpracht der vielen Mimosen, Azaleen, Rhododendren, Kamelien, Hortensien und Glyzinien, die besonders im Mai ein regelrechtes Blütenmeer zaubert. Weiterhin sind da die vielen Palmen, Zitrus- und Olivenbäume und hunderte von Zypressen, die aufgrund des mediterranen Klimas hier so wunderbar gedeihen und dem See diesen Zauber verleihen. Ja, und dann ist da das tiefe Blau dieses ungewöhnlich geformten Sees, das mich vor allem wenn man ihn von oben betrachtet, besonders in seinen Bann zieht?
Und trotzdem denke ich, was mich wirklich gefangen nimmt, ist das Gefühl, an diesem See, in ein anderes Jahrhundert einzutauchen. Dieses Gefühl habe ich rund um den See an vielen Orten. Und von einigen diesen Orte möchte ich in diesem Blog-Post berichten.
Zunächst ein paar Fakten zum See
Der 146 km² große, 51 km lange und an der breitesten Stelle 4,2 km breite Comer See, auch Lario genannt, ist in Bezug auf die reine Wasserfläche nach dem Gardasee und dem Lago Maggiore, immerhin Italiens drittgrößter See. Mit einer Form (wie ich finde) gleich einer Ginsengwurzel hat er eine Uferlänge von ca. 170 km und ist damit umfänglich sogar Italiens größter See! Auf der Höhe von Nesso ist er mit 425 m am tiefsten. Das Besondere daran: mit dieser Tiefe ist er, von Norwegen einmal abgesehen, der tiefste See Europas! Ich vermute, genau diese enorme Tiefe macht auch seine besondere, tief blaue Farbe aus.

Como – die erste Adresse am Comer See
Von Mailand aus ist es nur eine kurze Autostunde Fahrt in Richtung Norden, bis die Abfahrt Lago di Como erscheint. Reizvoll am Südufer des Sees gelegen, hat Como mit seiner unmittelbaren Nähe zur Schweizer Grenze eine ganz besondere Anziehungskraft. Doch auch wenn die Zufahrt zu dem mondänen Badeort erst einmal enttäuscht, da die Umgebung bis zum Seeufer unschön industriell anmutet, spätestens an der Uferstraße wird man für seine Geduld belohnt.

Denn kaum hat man in Como das Seeufer erreicht, wird man quasi ins 19. Jh. katapultiert. Die zahlreichen prunkvollen Art-Nouveau-Bauten sind wie ein Juwel längst vergangener Zeiten im Dornröschenschlaf und erwecken den Anschein, als sei hier die Zeit stehen geblieben.
Finanziert u.a. vom Reichtum, den die traditionelle Seidenindustrie, seit dem 15. Jh. der größte Arbeitgeber der Region, an den See brachte, wurden viele prachtvolle Gebäude errichtet. Doch auch die wohlhabende Mailänder Gesellschaft, die gerne zur Sommerfrische an den See reiste, trug ihren Teil dazu bei.

Über die direkte Verbindung Mailand–Como gelangten sie mit dem Zug bis unmittelbar ans Seeufer, wo sie in prächtigen Hotels, wie dem dem ‚Palace Hotel‘ (oben) logierten. Mit ihren hohen Ansprüchen ließen sich zudem einige von Ihnen prächtige, romantische Villen am Seeufer und auch in den Hanglagen rund um den See errichten.
Von Como aus wird dies direkt in Richtung Brunate sichtbar, einem Bergdorf das zur rechten Seite Comos den Hang hinauf liegt. Wer Brunate besuchen möchte, sollte die schmale und in Teilen sehr marrode Straße eher meiden und stattdessen die alte Standseilbahn, die Funicolare den Berg hinauf nutzen.

Brunate – das Bergdorf am Comer See
Steht man vor der uralten Talstation der Funicolare, die Besucher vom See hinauf ins Bergdorf Brunate befördert, kann man sie sich lebhaft vorstellen: die feinen Damen und Herren der besseren Mailänder Gesellschaft, die in edlem Zwirn und mit Sonnenschirmen im 19. Jh. einen Ausflug zu Kaffee und Kuchen auf den Berg machten. Doch auch wenn der Zauber ein wenig verflogen ist, so ist die Seilbahn bis heute das Verkehrsmittel Nr. 1.
Bereits bei der Auffahrt, steigert sich die edel-romantische Stimmung unslängs, liegen doch zu beiden Seiten prächtig anmutende, jedoch leider in die Jahre gekommene Villen wie andernorts Siedlungshäuser beieinander.

Oben angekommen kann man den Hauch der alten Tage ebenfalls spüren. Im Besonderen bei einigen der Art-Nouveau-Gebäude, die Ende des 19. Jh. in diesem kleinen Ort errichtet wurden. Inzwischen charmant renoviert und bieten sie heute neben einem Hotel-Betrieb auch eine hervorragende Restaurant-Gastronomie an.

Und egal, ob man hier zu einem romantischen Dinner weilt oder zu Kaffee und Kuchen hinaufkommt – der Blick von hier oben auf den See ist einfach fantastisch und besonders empfehlenswert!

Wer also einen Faible für Romantik und im speziellen für die Architektur des Art-Nouveau hat, der ist am Comer See, egal ob am Seeufer oder oben auf dem Berg genau richtig. Natürlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass diese romantische Stimmung nicht nur rund um Como zu finden ist. Vor allem auch Varenna, Bellagio, Menaggio und Santa Maria Rezzonico sind einen Blick wert. Welcher Ort jedoch für Sie der Richtige ist, das sollten Sie am besten selbst herausfinden ;o)
Gut zu wissen
Wer neben dem Comer See auch einmal die ligurische Küste entdecken wollte, für den ist ‚NORDITALIEN – Eine Rundreise‚ sicherlich die richtige Lektüre. Auf dieser einzigartigen Rundreise mit wunderschön beschriebenen Etappenabschnitten, kompakten Informationen zu Kultur, Historie, Lebensart und besonderen Spots, die unbedingt entdeckt werden sollten, gibt es auch viele Ideen und Reisetipps zu spannenden Orten wie Turin, Albissola, Genua, Portofino, die Cinque Terre, Portovenere und Mailand.
Na, wenn das nicht Spaß auf’s Reisen macht!
