Mit dem Zug entlang der Riviera

von | Mai 15, 2025

Zuggleis vor der blauen ligurischen Küste

Wenn es eine Reise gibt, die man unbedingt einmal im Leben gemacht haben sollte, so ist es die Zugreise von Südfrankreich bis kurz vor das Tor der italienschen Toskana – direkt entlang der bezaubernden französischen und italienischen Riviera!

Die Strecke ist in weiten Teilen ein wahrer Zugtraum der die französche Côte d’Azur mit der italienischen ligurischen Küste verbindet, mit unvergleichlicher Küstennähe, so dass man fast danach greifen könnte.

Skizze der Zugstrecke entlang der französischen und italienischen Riviera

Wie reist man am besten?

Im Grunde ist es kinderleicht. Denn steigt man bspw. in Frejus / Saint Raphael, was geografisch ungefähr zwischen Cannes und Saint Tropez direkt an der Côte d’Azur liegt, in den Zug, so bringt einen dieser innerhalb von ca. 7 Stunden bis kurz vor das Tor zur Toskana, nach La Spezia. Denkbar ist natürlich auch, die Riviera genau anders herum zu bereisen. Letztlich ist es wohl Geschmacksache für welche Richtung man sich entscheidet.

Das Besondere in jedem Fall ist, dass die Zugfahrt nicht nur unbeschreiblich schön ist, sondern auch zwei mediterane Länder und zwei ihrer schönsten Landstriche miteinander verbindet. Wobei man sagen muss, dass sich die Riviera im Grunde in drei wesentliche Abschnitte aufteilt: die französische Côte d’Azur (die eigentlich bereits bei Cassis beginnt und in Menton endet) und die italienische ligurische Küste, die sich aufteilt in die westliche Riviera Pontente (von Ventimiglia bis Genua) und die östliche Riviera Levante (von Genua bis La Spezia).

Èze Südfrankreich Blick vom Berg auf Gleise zwischen Fels und Meer

Während der Zug also langsam und auch mal schneller vor sich hin tuckert, passiert man namhafte Städte wie Cannes, Nizza, Monaco, Ventimiglia, San Remo (hier vielmehr Taggia), Imperia, Alassio, Finale Ligure, Savona, Genua, Rapallo, Sestri Levante und die Cinque Terre.

Wo lohnt sich ein Ausstieg?

Natürlich gibt es entlang der Riviera neben den großen auch zahlreiche kleinere Städte und Dörfchen, die einen Ausstieg lohnen, wie bspw. das kleine Örtchen Roquebrune-Cap-Matin (zwischen Monaco und Menton), mit einem meeresnahen Bahnhof zu dessen Füßen sich ein herrlich kleiner Strand erschließt. Schwimmt man von hier ein paar Meter hinaus auf’s Meer, so kann man einen bezaubernden Blick auf Monaco mit seinen Meter hohen Yachten werfen.

Roquebrune Blick an einem Haus vorbei auf die Côte d'Azur

Im weiteren Verlauf der Riviera-Reise geht es hinter Menton zunächst über die italienische Grenze. Während man Ventimiglia passiert, kann man sich bereits vom französischen ‚laissez faire‘ verabschieden und auf das italienische ‚dolce far niente‘ einstellen. Der Tatsache geschuldet, dass dieser Streckenteil seit den 70er Jahren leider von der unmittelbaren Uferlinie weiter ins Inland und durch zahlreiche Tunnel ersatzweise verlegt wurde, ermöglicht es für eine Weile, getrost die Augen für ein Nickerchen zu schließen.

Wer später in Alassio, einem der Ende des 19. Jhd. angesagtesten Badeorte der Riviera, aussteigen mag, der erhält das Urlaubsgefühl der 80er Jahre gratis. Wer je nach Jahreszeit den zumeist von Familien bevölkerten über drei Kilometer langen feinkörnigen Strand lieber meidet, der tut wohl daran, sich durch die Altstadtgassen treiben zu lassen und einen Espresso in einer der zahlreichen Bars zu genießen.

Von Alassio aus geht es weiter, anders als bislang gewohnt, vorbei an den Industrieanlagen und Kraftwerkschloten von Savona und dem großen Fruchtterminal von Vado Ligure (zugleich einem der wichtigste Ölhafen Italiens) in Richtung Genua. Von Genua bekommt man leider nicht viel zu sehen, denn diesmal geht es unter die Erde. Wer Genua dennoch besichtigen möchte, der kann sich natürlich gerne an unserem Blog-Post Genua orientieren. Denn wir sind der Ansicht, dass Genua unbedingt einen Besuch wert ist!

Chiavari Blick auf die zwischen Häusern liegenden Gleise und dem blauen Meer dahinter

Hinter Genua geht es aber auch schon weiter mit den schönen Ausblicken und unmittelbar vorbei am italienischen Leben, denn die Züge fahren nicht selten direkt zwischen den Häuserzeilen der ersten Strandreihen hindurch und bieten teilweise sogar einen Blick auf den gedeckten Mittagstisch. Immer wieder geht es vorbei an wunderschönen bunten Häusern und Villen hinter schmiedeeisernen Toren, die sich beschaulich in die Landschaft schmiegen. Allesamt schön anzusehen laden viele der Ortschaften zu einem kurzen Verweilen ein.

Nervi bspw., direkt am Meer gelegen, ist so ein solcher Ort, der u.a. gesäumt von Bars und Cafés eine Uferpromenade mit wunderschönem Blick auf das offene Meer und sogar einen botanischen Garten zu bieten hat.

Weitere charmante Badeorte folgen mit Rapallo und Sestri Levante, dessen Altstadt auf einer Landzunge mit Stränden zu beiden Seiten liegt. Auch hier lohnt sich ein Stopp, ob zum Baden, zum Essen oder einfach nur zum Verweilen.

Und wer bis jetzt den Zug nicht verlassen hat, der sollte spätestens auf Höhe der Cinque Terre über einen Ausstieg nachdenken. Denn diese Gruppe im Verbund lebenden Dörfer, die mitten im UNESCO Welterbe ‚Parco Nazionale delle Cinque Terre‘ liegt, bietet neben pittoreskem Ambiente und einiger spektakulärer Ausblicke gleich fünf Bahnhöfe für einen kurzen Zwischenstopp an.

Wer baden gehen möchte, sollte Monterosso al Mare wählen. Dieser Ort bietet neben einem langen breiten Kieselstrand und zahlreichen netten Cafés und Ristoranti einen der schönsten Sonnenuntergänge der Küste.

Monterosso Blick auf den Strand und den dahinter fahrenden Zug

Wer lieber einen kleinen Bummel durch das vielleicht schönste und fotografisch sicherlich bekannteste Dörfchen der Cinque Terre vorzieht, der ist in Vernazza gut aufgehoben. Nach mehreren Tunnelabschnitten von Monterosso aus, führen die Gleise direkt in das Zentrum des kleinen Dörfchens, das sich vom Bahnhof aus in weniger als einer Stunde gut erkunden lässt. Wer ein wenig mehr Zeit mitbringt und mag, kann natürlich auch vom Bootsanleger aus, einen Ausflug entlang der anderen Dörfer nach Porto Venere unternehmen, das mit dem Zug leider nicht erreicht werden kann, jedoch unbedingt einen Besuch wert ist.

Vernazza Bahnhof mit Blick auf die Gleise und einen Tunnel

Am Ende der Fahrt läuft der Zug schließlich im Bahnhof von La Spezia ein. Die Stadt am Ende der beeindruckenden Meerenge dient heute u.a. als Kreuzfahrthafen und stellt damit für eine halbe Million Tagestouristen die Anlegestelle für die toskanischen Hochburgen oder die Cinque Terre dar. Doch nicht nur das. Mit seinem charmanten Ambiente in Form von Jugendstilbauten, schmiedeeisernen Balkonen und Orangenbäumen schenkt La Spezia den Zugreisenden ein letztes wärmendes mediteranes Gefühl und bildet damit einen wunderbaren Abschluß für eine beeindruckende Zugreise.

Gut zu wissen

Wer die ligurische Küste lieber vom Auto statt vom Zug aus erkunden möchte, für den ist ‚NORDITALIEN – Eine Rundreise‚ eventuell die richtige Lektüre. Darin enthalten sind neben zahlreichen Informationen und unzähligen persönlichen Tipps zu den Küstenorten zwischen Savona und La Spezia auch viele Ideen und Reisetipps zu Turin, Mailand und dem Comer See.

Na, wenn das nicht Spaß auf’s Nachreisen macht!

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